Heizkosten sparen: Mieter ins Boot holen

Wie können die Klimaziele in der Wohnungswirtschaft erreicht werden? Bisherige Strategien haben überwiegend die Eigentümer im Blick. Energie und Heizkosten lassen sich effizienter sparen, wenn die Mieter ins Boot geholt werden, wie eine Studie der TU Darmstadt zeigt. Akzeptanz ist da.

Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein und die Wohnungswirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser in Wohngebäuden hat einen Anteil von rund 22 Prozent am jährlichen Gesamtenergieverbrauch. Nachdem im Jahr 2020 der Gebäudebereich als einziger Sektor das Etappenziel des Klimaschutzgesetzes nicht geschafft hat, soll ein Sofortprogramm es nun richten.

Bislang fördert die Politik vor allem technische Maßnahmen energetischer Modernisierungen. Ökonomische, auf positive Verhaltensanreize ausgelegte Konzepte treten demgegenüber in den Hintergrund. Für rasche CO2-Einspareffekte geht es aber nicht, ohne die Mieter für den Klimaschutz zu begeistern. Eine Studie der Technischen Universität (TU Darmstadt) im Auftrag der Hamburger Noventic Group zeigt auf empirischer Basis, dass Mieter sich für eine positive Klimabilanz in der gemieteten Wohnung durchaus verantwortlich fühlen – es fehlen jedoch (nicht nur finanzielle) Anreize, mehr zu tun.

Digitale Heizungssteuerung: Hohe Akzeptanz unter Mietern

Die befragten Mieter halten sich zu nahezu gleichen Teilen (45 Prozent) für den Klimaschutz verantwortlich wie ihre Vermieter (55 Prozent). Für den CO2-Ausstoß im Gebäudebereich sehen sich mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Mieter in der Verantwortung. Der Großteil der Mieter empfindet sich dabei als „Key Player“: Mehr als zwei Drittel der 1.000 befragten privaten Haushalte sind der Meinung, dass ein effizienter Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft ohne ihre Mitwirkung unmöglich sei.

50 Prozent der Mieter würden gerne verstärkt partnerschaftlich mit den Eigentümern zusammenarbeiten, um die Energieeffizienz der Wohnung zu steigern, wie es in der Studie heißt. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) sagten, sie würden Hinweise der Vermieter auf bestehendes Einsparpotenzial beherzigen.

Wie die empirischen Daten der TU Darmstadt zeigen, fordern die meisten Mieter (68 Prozent) für ihre Mithilfe deutlich aussagekräftigere und laufende Verbrauchsinformationen sowie Hinweise auf Einsparpotenziale auf digitalen Informationskanälen. Den Energieverbrauch mit anderen Wohnungen vergleichen würden gerne 63 Prozent. Ebenfalls zwei Drittel der Mieter wären bereit, ihre Verbrauchsdaten zu teilen, wenn durch die digitale Steuerung der Heizung die Energieeffizienz verbessert und die Heizkosten reduziert (75 Prozent), der Wohnkomfort erhalten oder erhöht (71 Prozent) und die Heizung einfacher bedienbar (69 Prozent) wird.

Incentives: „Starker Hebel für mehr Klimaschutz“

Etwas mehr als die Hälfte der Mieter erwartet, dass sie für Erfolge in der Energieeffizienz eine Vergütung erhalten. Diese Erwartung ist laut Studie vor allem bei älteren Menschen ausgeprägt. Gerade Mieter mit geringerem Einkommen erwarten eine Belohnung, womöglich, weil sie gar nicht in der Lage sind, einen Klimaschutzbeitrag aus eigenen Mitteln zu finanzieren, wie die Studienautoren Prof. Dr. Andreas Pfnür, Leiter Fachgebiet Immobilienwirtschaft am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der TU Darmstadt, und Habilitant Dr.-Ing Nikolas Müller schreiben. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eine „Incentivierung der Mieter ein starker Hebel zu mehr Klimaschutz“ wäre.

„Die Lust auf Wärme treibt die Wohn- und Klimakosten weiter in die Höhe“, heißt es in der Studie. Die durchschnittliche „Wohlfühlwärme“ im Wohnzimmer beträgt der Umfrage zufolge 21,5 Grad Celsius im Wohnzimmer und 18,4 Grad im Schlafzimmer. Berechnungsnorm für energetische Sanierung sind jedoch 20 Grad (Wohnzimmer) und 16 bis 18 Grad (Schlafzimmer). Für die Verringerung des CO2-Ausstoßes beim Heizen und der Erzeugung von Warmwasser erwartet insgesamt ein knappes Drittel (30 Prozent) der Mieter eine Vergütung. Ein zweites Drittel (35 Prozent) wäre bereit, für energieeffiziente Maßnahmen selbst zu zahlen. Das trifft vor allem auf die jüngeren Mieter zu. Ein weiteres Drittel ist sich noch nicht sicher.

„Wir müssen jetzt überprüfen, ob nicht als weitere Säule ein Strategieansatz entwickelt werden sollte, der stärker auf ökonomische Anreize für ein energieeffizientes Verhalten der Mieter ausgerichtet ist“, schlussfolgert Dr. Dirk Then, Geschäftsführer der Noventic Group, aus den Implikationen der Studie.

Noventic-Studie „Rolle der Mieter im Klimaschutz“ (Kurzfassung)

Quelle: haufe.de

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