Wohnungsbau: Minus bei Baugenehmigungen wird Trend

Die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen und Häuser ist im November rapide zurückgegangen, wie jüngste Daten des Statistischen Bundesamts zeigen – im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden rund 16 Prozent weniger Bauanträge bewilligt. Die Lage spitzt sich zu.

Der Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland hat sich rapide fortgesetzt. Im November 2022 wurde der Bau von 24.304 Wohnungen bewilligt, das sind 16,3 Prozent weniger als im November 2021, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 18. Januar mitteilt. Seit Monaten ist die Zahl der Baugenehmigungen rückläufig.

In den Ergebnissen sind die Baugenehmigungen für Wohnungen in Neubauten und Genehmigungen für neue Wohnungen in Bestandsgebäuden enthalten. Im reinen Wohnungsneubau wurden von Januar bis September 2022 insgesamt 234.848 Wohnungen genehmigt. Das waren laut Destatis ebenfalls 3,7 Prozent (9.042 Wohnungen) weniger als in den ersten drei Quartalen 2021.

Mehrfamilienhäuser: Leichtes Plus bei den Genehmigungen

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis November 2022 insgesamt 276.474 Wohnungen genehmigt. Das waren 5,8 Prozent (16.962 Wohnungen) weniger als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurde der Bau von 321.757 Wohnungen bewilligt, schreiben die Statistiker, auch das sind 5,7 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Besonders stark fällt der Rückgang bei den Einfamilienhäusern aus: 15,9 Prozent (13 710 Wohnungen) weniger Anträge wurden in den ersten neun Monaten 2022 genehmigt: Im Ergebnis können 72.495 gebaut werden. „Vor dieser Entwicklung warnen wir seit geraumer Zeit“, kommentiert Carolin Hegenbarth, Bundesgeschäftsführerin des Immobilienverbands Deutschland (IVD), diese Entwicklung. Immer mehr Menschen in der Mitte der Gesellschaft können sich kein Wohneigentum mehr leisten.

Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen laut Bundesamt ebenfalls deutlich um 10,1 Prozent (2 930) auf 26 174 Wohnungen. Bei den Mehrfamilienhäusern stieg die Zahl der genehmigten Wohnungen um 1,2 Prozent (2.094 Einheiten) auf 171.911 Wohnungen.

Wohnungsbau: Ziel der Bundesregierung rückt in weite Ferne

Die Zahl der Baugenehmigungen ist mit Blick auf den Wohnungsmangel in vielen deutschen Städten ein wichtiger Indikator. Allerdings heißt genehmigt auch noch lange nicht gebaut: Neben dem Mangel an Baufirmen und Handwerkern bremsen die stark gestiegenen Preise für Baustoffe und Bauland. Destatis zufolge hat sich der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude im November 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um knapp 17 Prozent verteuert.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte jüngst eingeräumt, dass die Ampel-Koalition ihr Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr verfehlen wird. Wegen gestiegener Kreditzinsen und hoher Baupreise halten sich viele Bauherren mit Projekten zurück oder stornieren sie.

Immobilienbranche: „Bedrohlicher Trend“

Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) erwartet, dass im Jahr 2023 zirka 245.000 Wohnungen fertig werden. „Die anhaltend negative Entwicklung bei den Baugenehmigungen ist ein Menetekel für den Wohnungsbau in Deutschland“, sagt Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Das Tempo des Rückgangs habe in den vergangenen Monaten zugenommen. Auch genehmigte Projekte würden häufiger storniert. Angesichts dieser Entwicklungen und einer Nettozuwanderung von rund drei Millionen Menschen seit 2015 müsse die Bundesregierung die Politik anpassen. Irgendwann könnten Deutschland die Wohnungen ausgehen.

„Gerade weil die Kurve nach unten sich zunehmend als bedrohlicher Trend erweist, wäre ein Gewöhnungseffekt fatal“, warnt Oliver Wittke, Hauptgeschäftsführer beim Zentralen Immobilien Verband (ZIA) angesichts der weiter sinkenden Baugenehmigungezahlen. „Jetzt ist der Kanzler gefragt: Das Thema muss ein Anliegen der gesamten Bundesregierung werden“, sagte Wittke.

Ein Bündnis aus der Immobilienbranche forderte zuletzt ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau. Es fehlten rund 700.000 Wohnungen in Deutschland, hieß es. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW rechnet mit einem Einbruch der Baufertigstellungen auf rund 280.000 Wohnungen für 2022, nur noch 242.000 für 2023 und lediglich 214.000 im Jahr 2024.

Quelle: www.haufe.de

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