„Grüne“ Immobilienfonds: Scharf auf Erneuerbare Energien

Fast alle offenen Immobilienfonds berücksichtigen ESG-Kriterien bei ihrer Anlagestrategie und sind als nachhaltig eingestuft, wie eine Umfrage von Scope zeigt. Die Gaskrise stellt die Fondsanbieter allerdings vor neue Herausforderungen. Investments in Erneuerbare Energien könnten eine Lösung sein.

Eine Nachhaltigkeitsstrategie haben mittlerweile 90 Prozent der Betreiber von offenen Immobilienfonds; eine ESG-Due-Diligence im Anlageprozess wird von 89 Prozent der Asset Manager umgesetzt, wie eine Umfrage der Ratingagentur Scope zeigt. Fast zwei Drittel (59 Prozent) erstellen detaillierte ESG-Berichte, die sie auch den Anlegern an die Hand geben. Maßgeschneiderte Berichte auf Kundenwunsch bieten allerdings nur acht von 27 Gesellschaften an. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten sagte, ihre Anleger bereit wären, im Gegenzug für bessere ESG-Faktoren auf Rendite zu verzichten.

Befragt zum Thema ESG (Environmental, Social und Governance – zu deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) hat Scope zwischen Anfang März und Ende Mai 30 Teilnehmer, deren Immobilienvermögen sich auf 300 Milliarden Euro summiert.

Energiekrise: Neue Lösungen für offene Fonds gesuchen

Im Ergebnis zeigt sich: Das Gros der offenen Immobilienfonds achtet auf Nachhaltigkeit. Bis auf drei Fonds, die in der Umfrage berücksichtigt wurden, sind alle als Artikel-8-Fonds nach EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert. Die Klassifizierung nach Artikel 8 reicht für einen Fonds allerdings nicht aus, um an Anleger verkauft zu werden, die ein nachhaltiges Investment verlangen. Dazu muss er weitere Kriterien erfüllen. Das schreibt die Finanzmarktrichtlinie MiFID II seit dem 2.8.2022 vor.

Um für eine Standardisierung zu sorgen, haben die Verbände der Finanzbranche in Deutschland ein Konzept für den Beratungsprozess entwickelt. Es unterteilt die Fonds in fünf ESG-Kategorien. Nur Produkte aus drei Kategorien dürfen an Anleger vertrieben werden, die Nachhaltigkeitspräferenzen haben. Sie werden als Artikel-8-Plus-Fonds oder Artikel-9-Fonds bezeichnet. 20 der 28 von Scope untersuchten offenen Fonds erfüllen die strengeren Voraussetzungen.

Die aktuelle Energiekrise stellt die Anbieter vor neue Herausforderungen. Investments in Erneuerbare Energien könnten eine Lösung sein. „Energiesparende Gebäude und energetische Sanierungen gewinnen dramatisch an Bedeutung“, schreibt Scope in dem Bericht – vor diesem Hintergrund sei die aktuelle Gesetzesinitiative begrüßenswert, wonach es den Fonds künftig als Beimischung möglich sein soll, in Erneuerbare-Energien-Anlagen zu investieren. Danach wären die Fonds nicht mehr wie bsiher auf Photovoltaikanlagen an Bestandsgebäuden beschränkt.

Scope-Umfrage „Offene Immobilienfonds: ESG-Ausrichtung im Spannungsfeld von Regulatorik, Energiekrise und Wirtschaftlichkeit“

Investoren optimieren mit ESG-konformen Immobilien

Bei der jährlichen Investorenumfrage von Engel & Völkers Investment Consulting (EVIC) im Februar 2022, erklärte die Mehrheit (90 Prozent) der Befragten, dass in diesem Jahr neben dem Portfolioausbau vor allem Bestandsoptimierungen anstünden. Einen Grund dafür sieht EVIC in der Umsetzung von ESG-Anforderungen.

Für mehr als die Hälfte (56 Prozent) der befragten Investoren hat die Implementierung von ESG-Faktoren eine besondere Priorität: Rund zwei Drittel (69 Prozent) wollen in den kommenden Monaten ihre Bestandsgebäude ESG-konform optimieren, ein Drittel (35 Prozent) streben eine Bestandsoptimierung an. Immerhin 63 Prozent berücksichtigen bereits jetzt beim Ankauf von Immobilien ESG-Parameter, aber nur zirka jeder Zehnte (13 Prozent) will das Immobilienportfolio auch um nicht ESG-konforme Objekte bereinigen.

„Klimaneutralität und ESG sind sicherlich nicht nur für 2022, sondern für das gesamte Jahrzehnt zentrale Themen. Die Marktteilnehmer sind sich dieser Aufgabe bewusst. Die Bereitschaft, zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, ist groß“, sagte John Kamphorst, Mitglied der EVIC-Geschäftsleitung.

Quelle: Haufe.de Onlineredaktion

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