Boom bei Wohnimmobilien – Ökonomen sehen Blasen platzen

Die Verkaufsumsätze mit Wohnimmobilien in den deutschen Großstädten gehen steil nach oben, die Preise steigen im Rekordtempo. Das zeigen aktuelle Zahlen der amtlichen Gutachter und des Statistischen Bundesamts. Ökonomen warnen vor einem Platzen von Blasen in einigen Märkten.

Das Investitionsvolumen für den Kauf von Wohnimmobilien und Grundstücken in Deutschland hat einen neuen Höchststand von 310 Milliarden Euro erreicht, wie aktuell vorgelegte Zahlen der amtlichen Gutachterausschüsse zeigen. Die Preise steigen so schnell wie seit 20 Jahren nicht mehr, berichtet das Statistische Bundesamt.


Ökonomen: Explosive Übertreibungen am Immobilienmarkt

Angesichts der seit Jahren steigenden Immobilienpreise hält das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) größere „Preiskorrekturen“ – also das Platzen von Immobilienblasen – in absehbarer Zukunft für möglich. Das betreffe Berlin, München, Hamburg und weitere große Städte, heißt es im Wochenbericht der Ökonomen, der am 22. Dezember veröffentlicht wurde. Die Gefahr einer flächendeckenden Immobilienblase sei jedoch überschaubar. Das DIW wertete Daten aus den 114 größten deutschen Städten aus.

Die Kaufpreise für Wohneigentum stiegen demnach in diesem Jahr im Schnitt um neun Prozent, die Mieten nur etwa halb so stark – dieser anhaltende Trend deute auf Spekulationsblasen hin. Eine Immobilie kostet laut DIW in einigen Großstädten mittlerweile so viel wie 24 Jahresmieten, ein Höchstwert seit Mitte der 1990er Jahre. In vielen Fällen hätten sich explosive Muster in der Preisentwicklung gezeigt. Von spekulativen Übertreibungen seien besonders Eigentumswohnungen und Baugrundstücke betroffen.

„Die Zeichen mehren sich, dass die Wohnungspreise in einigen Städten und Marktsegmenten nicht mehr allein durch die Entwicklung der Mieten und die niedrigen Zinsen zu erklären sind“, erklärte DIW-Experte Konstantin Kholodilin.

DIW-Bericht „Immobilienpreisblasen – Gefahr steigt regional“ (PDF)

Gutachter: Überhitze Märkte in den Metropolen

Zwischen 2010 und 2020 haben sich Eigentumswohnungen im Bestand um 85 Prozent verteuert, die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser legten um 75 Prozent zu, wie der aktuelle Marktbericht der Gutachterausschüsse zeigt. Deutlich angezogen haben die Preise auch an Nord- und Ostsee sowie im Alpenvorland. Trotzdem boomt der Handel.

So sind den Gutachtern zufolge, die sich in dem Bericht 2021 auf Zahlen von 2020 stützen, allein in den Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und Stuttgart rund 25 Prozent mehr Wohnungen verkauft worden als im Jahr zuvor. Die Durchschnittspreise stiegen demnach am stärksten in Hamburg: Der Preis für eine Eigentumswohnung legte im Schnitt um 19,5 Prozent zu. Das liegt den Gutachterausschüssen zufolge nicht nur an den niedrigen Zinsen, sondern auch daran, dass immer mehr Großinvestoren um das knappe Gut buhlen. Auch die Gutachter haben festgestellt, dass die Märkte in den Metropolen überhitzt erscheinen.

Statistiker: Auch auf dem Land ziehen die Preise rasant an

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben sich deutsche Wohnimmobilien im dritten Quartal 2021 im Schnitt um zwölf Prozent verteuert gemessen am Vorjahreszeitraum. Das sei bereits das zweite Mal in Folge der größte Preisanstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. „Nicht nur in Großstädten, sondern auch auf dem Land schießen die Preise hoch“, meldet die Wiesbadener Behörde. Schon im zweiten Quartal hatten die Statistiker ein Plus von 10,8 Prozent errechnet.

Einen Anstieg von 14,5 Prozent für Häuser und Wohnungen stellte das Bundesamt in den sieben größten Städten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf fest. Aber auch in dünn besiedelten ländlichen Kreisen seien die Preise rasant gestiegen: Dort verteuerten sich Ein- und Zweifamilienhäuser um 15,5 Prozent zum Vorjahresquartal und Eigentumswohnungen um 11,2 Prozent. In dichter besiedelten ländlichen Kreisen legten die Preise ebenfalls stark zu: Ein- und Zweifamilienhäuser kosteten im Schnitt zwölf Prozent mehr als im Vorjahresquartal und Eigentumswohnungen 12,3 Prozent.

Auch die Bundesbank warnt seit Jahren vor Überhitzungen infolge des anhaltenden Immobilienbooms. „Unseren Berechnungen zufolge liegen die Preise von Wohnimmobilien um zehn bis 30 Prozent über dem Wert, der durch Fundamentaldaten gerechtfertigt ist. Das sehen wir zunehmend auch außerhalb der Ballungsräume“, sagte Vizepräsidentin Claudia Buch im November.

Quelle: Haufe

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