Die Preise für Wohnungen und Häuser haben weiter deutlich zugelegt, laut Empirica zwischen knapp zwölf und 14 Prozent innerhalb eines Jahres – gerade im Umland, wo es immer mehr Käufer hinzieht. Der Mietanstieg hinkt weit hinterher. Müssen sich Investoren auf schrumpfende Städte einstellen?
Die inserierten Mietpreise für Wohnungen im Neubau sind im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,3 Prozent gestiegen – deutlich stärker legten die Kaufpreise für neugebaute Eigentumswohnungen zu: sie machten einen Sprung um 11,7 Prozent. Die Preise für neue Ein- und Zweifamilienhäuser gingen sogar um 13,6 Prozent in die Höhe. Das sind Ergebnisse aus dem aktuellen Immobilienpreisindex des Forschungsinstituts Empirica.
Auch im Vergleich zum ersten Quartal 2021 verzeichnen die Indices im zweiten Quartal 2021 noch einmal ein Plus: Neugebaute Eigentumswohnungen liegen weitere 3,3 Prozent über dem Niveau des Vorquartals, neugebaute Ein- und Zweifamilienhäuser 3,4 Prozent. Auch in diesem Zeitraum fällt der Zuwachs bei den neuen Mietwohnungen mit plus 1,1 Prozent am geringsten aus.
Im Durchschnitt aller Baujahre stiegen die Indices für Eigentumswohnungen laut Empirica gegenüber dem Vorquartal um 3,2 Prozent, Ein- und Zweifamilienhäuser legten um 2,9 Prozent zu, die Angebotsmieten wuchsen auch in dieser Kategorie mit ebenfalls 1,1 Prozent deutlich schwächer.
Empirica-Index: Top 10 der teuersten Städte in Deutschland
München ist immer noch die teuerste deutsche Stadt zum Wohnen – ganz egal, ob zum Kaufen oder zum Mieten. Der Quadratmeter in einer 60 bis 80 Quadratmeter großen Wohnung im Neubau kostet im Durchschnitt 18,78 Euro für Mieter. Frankfurt am Main (15,85 Euro pro Quadratmeter) und Stuttgart (14,62 Euro) belegen die Plätze zwei und drei.
Empirica-Mietpreis-Ranking für neue Wohnungen
- München: 18,78 Euro/qm
- Frankfurt/Main: 15,85
- Stuttgart: 14,62 Euro
- Berlin: 14,14 Euro/qm
- Freiburg/Breisgau: 13,69 Euro/qm
- Hamburg: 13,59 Euro/qm
- Darmstadt: 13,55 Euro/qm
- Düsseldorf: 13,53 Euro/qm
- Mainz: 13,25 Euro/qm
- Wiesbaden: 13,01 Euro/qm
Auch im Ranking bei den Angebotspreisen für neue Eigentumswohnungen im Neubau (durchschnittliche Wohnungsgröße 60 bis 80 Quadratmeter) dominiert München alle Städte. Im Schnitt müssen 10.429 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Frankfurt behauptet mit 7.898 Euro pro Quadratmeter auch hier seinen zweiten Platz und Stuttgart (7.711 Euro) den dritten.
Empirica-Kaufpreis-Ranking für neue Wohnungen
- München: 10.429 Euro/qm
- Frankfurt/Main: 7.898 Euro/qm
- Stuttgart: 7.211 Euro/qm
- Düsseldorf: 6.965 Euro/qm
- Hamburg: 6.897 Euro/qm
- Freiburg: 6.813 Euro/qm
- Berlin: 6.399 Euro/qm
- Erlangen: 6169 Euro/qm
- Landshut: 6110 Euro/qm
- Augsburg: 6108 Euro/qm
Empirica-Ranking: Durchschnittliche Kaufpreise für neue Häuser
München ist auch Spitzenreiter bei den Preisen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Für 100 bis 150 Quadratmeter müssen hier aktuell durchschnittlich 9.376 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. In diesem Segment sind aber auch kleinere Städte im Umkreis der Ballungsräume und Metropolen relativ teuer, was laut Empirica den Trend „raus aus der Stadt“ widerspiegelt, dem vor allem junge Familien folgen und der sich während der Corona-Pandemie verstärkt hat.
- München: 9.376 Euro/qm
- Darmstadt: 7.587/qm
- Stuttgart: 7.218 Euro/qm
- Landshut: 6716 Euro/qm
- Rosenheim: 6.588 Euro/qm
- Wiesbaden: 6.553 Euro/qm
- Kempten: 6.403 Euro/qm
- Heilbronn: 6.151 Euro/qm
- Freiburg/Breisgau: 5.975 Euro/qm
- Heidelberg: 5.955 Euro/qm
Schrumpfende Städte: Zeitenwende oder Verschnaufpause?
Empirica beobachtet seit Jahren eine zunehmende Suburbanisierung aus den Schwarmstädten. Das spräche für eine Zeitenwende. Die Suche nach einer großen, bezahlbaren Wohnung zieht Mieter und Käufer immer weiter ins Umland oder in die sogenannten Mittelstädte. „Sogar einige ländliche Kreise erleben jetzt eine zarte Zuwanderung von Familien oder zumindest weniger Abwanderung junger Menschen“, heißt es im aktuellen Empirica-Immobilienpreisranking.
Für eine Verschnaufpause könnte demnach die im Lockdown abrupt ausgebliebene Zuwanderung aus dem Ausland ein Hinweis sein. Ob und wie weit sich die innerdeutsche Binnenwanderung erholt, wenn Video-Studium und Homeoffice wieder passé sind, bleibt Empirica zufolge abzuwarten. Investoren und Stadtplaner könnten schon bald bedauern, dass Familien wegen zu teuren und zu kleinen Neubauwohnungen die Städte verlassen haben, so die Forscher.
Bis dahin ist es so, dass die Eigenheim-Preise im Umland erheblich schneller weiter steigen werden als in den Städten und im Neubau sogar kräftiger als für bestehende Eigentumswohnungen. Mieter bleiben verschont: Der Mietanstieg liegt im zweiten Quartal in Folge klar unterhalb der Inflationsrate.
Quelle: www.haufe.de