500.000 Wärmepumpen zum Heizen von Häusern sollen ab 2024 pro Jahr installiert werden. Das hat ein Bündnis aus Politik und Wirtschaft auf einem virtuellen Gipfel beschlossen. „Wir brauchen mehr Tempo“, sagte Klimaschutzminister Robert Habeck, der zu dem Treffen geladen hatte.
Die Ampel-Koalition will die Abkehr von fossilen Energien aus Russland und zugleich den Klimaschutz vorantreiben. Dazu ist eine Wärmepumpen-Offensive als Alternative zur Öl- und Gasheizung geplant.
„Wir brauchen mehr Tempo. Denn wenn wir uns konsequent aus der Klammer russischer Importe befreien wollen, dann dürfen wir nicht nur an den Stromsektor denken, sondern dann brauchen wir gerade auch den Wärmebereich“, sagte Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) am 29. Juni nach einem virtuellen „Wärmepumpengipfel“ mit Unternehmen und Verbänden.
Der Plan: Sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030
Ab 2024 sollen pro Jahr 500.000 Wärmpumpen installiert werden, sechs Millionen bis 2030 – zum Vergleich: Im vergangenen Jahr seien 150.000 Wärmepumpen eingebaut worden, sagte Habeck. Derzeit gibt es nach Angaben des Ministeriums rund eine Million Wärmepumpen. Ihr Anteil an neu installierten Heizungen betrug 2021 demnach aber nur knapp 17 Prozent, während die ungeliebten Gasheizungen noch einen Marktanteil von rund 70 Prozent hatten.
Wärmepumpen beziehen einen Großteil der Energie zum Heizen aus der Umwelt, etwa Luft und Grundwasser. Um die Wärme nutzbar zu machen, benötigen sie Strom für Antrieb und Pumpe. Der Strom soll aus erneuerbaren Energien kommen.
Früherer „Ausstieg aus der Gasheizung“
Ab 2024 soll jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden, so der Beschluss. Im Koalitionsvertrag war das bisher zum 1.1.2025 vorgesehen. Geplant ist auch, dass „der Rahmen dafür geschaffen“ wird, dass Immobilieneigentümer Heizungsanlagen, die älter als 20 Jahre sind, austauschen können – der Einbau von Wärmepumpen im Bestand wird mit 35 Prozent der Investitionskosten gefördert, der Ersatz von Öl-Heizungen mit 45 Prozent.
„Wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, müssen wir mehr im Quartier denken“, sagte Bauministerin Klara Geywitz (SPD) nach dem Wärmepumpengipfel, den auch ihr Haus mit ausgerichtet hatte: „Über zwei KfW-Förderprogramme entwickeln wir energetische Stadtsanierung und gebäudeübergreifende Quartierssanierung mit.“ Die Wärmwende müsse bezahlbar und planbar sein. Wärmepumpen müssen sich auch jene leisten können, die mit schmalem Geldbeutel haushalten müssen.“
Entlastungspaket gegen steigende Energiepreise
Im Februar und März hatte die Bundesregierung bereits Maßnahmenpakete beschlossen, die neben Verboten und Verschärfungen – so soll das KfW-Effizienzhaus-55 schon ab dem 1.1.2023 Standard für den Neubau werden – auch Entlastungen enthalten. Zum 1.1.2023 etwa sollen die Regelbedarfe an die hohen Preissteigerungen bei Gas und Öl angepasst werden. Außerdem gibt es eine Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro, die Arbeitgeber an Arbeitnehmer auszahlen sollen.
Die milliardenschwere EEG-Umlage über die Stromrechnung wird schon ab Juli 2022 gestrichen, statt wie zunächst geplant Anfang 2023. Eine Einmalzahlung von 100 Euro für Empfänger von Sozialleistungen soll noch einmal um 100 Euro pro Person erhöht werden.
Fachkräftemangel: Bremse für die Wärmepumpen-Offensive?
Das Interesse an Wärmepumpen sei zuletzt stark gestiegen, so dass es bereits jetzt zu langen Lieferzeiten und Engpässen bei Installation und den Netzanschlüssen kommen könne, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Die Produktionskapazität für Wärmepumpen sei zwar deutlich gesteigert worden, so Habeck, „aber natürlich gibt es auch eine Reihe von konkreten Problemen, die gelöst werden müssen.“ Über allem stehe die Frage von Fachkräften, vom Handwerk bis zur Produktion.
Die FDP-Politikerin Sandra Weeser, Vorsitzende des Bauausschusses im Bundestag, warnte: „Ohne zusätzliche Handwerker bleibt das Ziel 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu installieren eine gut gemeinte Hoffnung.“ Die Bundesregierung will Betriebe dabei unterstützen, die notwendigen Kompetenzen zu erwerben und Fachkräfte zu gewinnen.
Die Teilnehmer des Wärmepumpengipfels verabschiedeten eine gemeinsamen Absichtserklärung, in der formuliert ist, wo noch Verbesserungen nötig sind. Dazu gehören etwa staatliche Anreize, wie mehr Förderung und weniger Regulatorik.
Quelle: Haufe