Es geht noch tiefer: Zahl der genehmigten Wohnungen sinkt

Die Baugenehmigungen für Wohnungen sind nach Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) im Mai 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 25,9 Prozent gesunken. Die Immobilienbranche fordert: „Hände weg von jedweder weiteren Regulierung.“

Die deutschen Behörden bewilligten im Mai 2023 den Bau von 23.500 neuen Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt – das sind 25,9 Prozent (8.200 Baugenehmigungen) weniger als im Mai 2022. Im April 2023 war die Zahl der genehmigten Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr um 31,9 Prozent gesunken und im März 2023 um 29,6 Prozent.

Von Januar bis Mai 2023 wurden insgesamt 113.400 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, das waren 27 Prozent weniger als von Januar bis Mai 2022 mit 155.300 genehmigten Wohnungen. Destatis führt die Rückgänge vor allem auf steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen zurück.

Baugenehmigungen: Auch Mehrfamilienhäuser stark betroffen

In den Ergebnissen sind die Genehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten. In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden der Bundesbehörde nach von Januar bis Mai 2023 insgesamt 94.000 Wohnungen genehmigt – also 30,5 Prozent (41.200 Wohnungen) weniger als im Vorjahreszeitraum

Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser ging um rund ein Drittel (35,1 Prozent zurück), was einem Minus von 12.200 Wohnungen auf nun 22.600 genehmigten Wohnungen entspricht. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen sogar um mehr als die Hälfte (53,5 Prozent oder um 7.500 Wohnungen) auf 6.500 Wohnungen. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich um mehr als ein Viertel (26,5 Prozent) um 22.100 Wohnungen auf 61.200 Wohnungen.

Immobilienwirtschaft: Weniger Regulierungen, mehr Anreize

Die aktuellen Destatis-Zahlen bezeichnete der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) als „Dauerserie schlechter Nachrichten“. Es brauche jetzt sehr schnell ein mutiges Umdenken staatlicher Entscheider auf allen Ebenen, drängte Präsident Dr. Andreas Mattner. Seine Maßgabe: „Hände weg von jedweder weiteren Regulierung. Und: Zurückführen vorhandener Einschränkungen auf ein Normalmaß!“

Drei ZIA-Forderungen für mehr Wohnungsbau:

  • Ein temporäres Aussetzen der Grunderwerbsteuer auch für Investoren.
  • Ein großvolumiges KfW-Kreditprogramm Wohnen mit einem Zinssatz von zwei Prozent für Neubauten ab Standard „EH 55“.
  • 30 Prozent des erforderlichen Zubaus einer Stadt verpflichtend für serielles und modulares Bauen ausweisen.

Dirk Wohltorf, Präsident des Immobilienverband Deutschland (IVD), ergänzte: „Es geht nicht ohne investive Anreize wie eine wirksame Förderung, durch die sich wieder mehr Menschen in der Lage sehen, zu bauen und Wohneigentum zu bilden. Heute drängen immer mehr verhinderte Kaufwillige in den Mietwohnungsmarkt, sodass dort die Nachfrage und die Mieten weiter steigen.“

Das am 1. Juni gestartete Förderprogramm „Wohneigentum für Familien“ (WEF) sei nicht geeignet, die Abwärtsspirale zu durchbrechen. Die Hürde mit dem teuren KfW-40-Standard sei hoch. Auch die maximal mögliche Darlehenssumme von 240.000 Euro reiche vielerorts nicht mehr aus, um eine Finanzierung zu stemmen. Und für den Kauf einer Bestandsimmobilie lasse sich der zinsverbilligte Kredit als Ersatz für das alte Baukindergeld nicht nutzen.

Forscher: Wohnungsneubau leidet mehr als gedacht

Auch die Zahl der gebauten Wohnungen könnte laut einer Studie noch geringer ausfallen als zuletzt von Experten erwartet. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geht davon aus, dass im schlechtesten Fall im Jahr 2023 nur 223.000 Wohneinheiten in Mehr- und Einfamilienhäusern fertig werden – 295.000 waren es 2022. Für 2024 hält das IMK einen weiteren Rückgang auf 177.000 Wohnungen für möglich. Aus Sicht der Bundesregierung braucht es 400.000 neue Wohnungen pro Jahr gegen Wohnungsnot.

Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) schätzte Anfang Juli die Zahl der 2023 bundesweit fertiggestellten Wohnungen auf etwas mehr als 240.000 Einheiten und erwartet für 2024 etwa 214.000 neue Wohnungen. Mitte Juni hatte das Ifo-Institut für das laufende Jahr 275.000 neue Wohnungen prognostiziert und für 2024 dann 235.000.

Als Folge des Rückgangs der Neubauzahlen befürchten die Forscher des IMK einen Kapazitätsabbau der Bauwirtschaft. Dieser könne auch mittelfristig dafür sorgen, dass das verfügbare Angebot weit hinter dem Bedarf zurückbleiben werde. Als Gegenmaßnahme wird eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben für den sozialen Wohnungsbau vorgeschlagen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert