Blühendes Neugeschäft macht Immobilienfinanzier happy

Die Immobilienfinanzierer werden immer optimistischer. Das BF.Quartalsbarometer steigt das fünfte Mal in Folge und notiert im dritten Quartal 2021 erstmals seit Frühjahr 2018 wieder im Plus. Ein Grund für die gute Stimmung ist das wachsende Neugeschäft der meisten Kreditgeber.

Die Stimmung unter den deutschen Immobilienfinanzierern macht im dritten Quartal 2021 einen weiteren Sprung nach oben. Das BF.Quartalsbarometer, das Bulwiengesa im Auftrag der BF.direkt AG vierteljährlich erstellt, notiert aktuell bei 1,61 Zählern (plus 2,63 Punkte). Damit hat sich der Wert bereits das fünfte Quartal in Folge verbessert und liegt erstmals seit Frühjahr 2018 wieder im positiven Bereich, nach einem massiven Einbruch wegen der Coronakrise: Ende 2020 lag der Barometerwert noch bei minus 8,08 Punkten. Im ersten Quartal 2015 war der Wert auf seinem bisherigen Höchststand von plus 8,11 Punkten.

„Im Vergleich zum noch vom Lockdown geprägten ersten Halbjahr 2021 sind sowohl Sentiment als auch Marktaktivität mittlerweile deutlich gestiegen“, erklärt Prof. Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS International Real Estate Business School an der Universität Regensburg und wissenschaftlicher Berater des BF.Quartalsbarometers.

Neugeschäft hellt Stimmung der Kreditgeber auf

Getrieben wird der steigende Wert unter anderem vom wachsenden Neugeschäft. Knapp zwei Drittel – 61,3 Prozent – der befragten Immobilienfinanzierer sagen, dass ihr Neugeschäft wächst. Das sind 18 Prozentpunkte mehr als bei der Umfrage im Vormonat. Dazu kommt, dass nur noch wenige Kreditgeber (12,9 Prozent; minus 9,7 Prozentpunkte) die Finanzierungsbedingungen als restriktiv einschätzen und dass der Anteil kleiner Finanzierungen von weniger als zehn Millionen Euro abgenommen hat: um 7,4 Prozentpunkte auf nun 22,6 Prozent.

Finanziert werden vor allem Wohn- und Büroimmobilien, jeweils 93,3 Prozent gaben das an. Hoch ist auch der Anteil der Finanzierer, die auf Logistik (76,7 Prozent) und Mikroapartments / Studentenwohnen setzen (53,3 Prozent). Shopping-Center / Einzelhandelsimmobilien kommen auf einen Anteil von 36,7 Prozent, Hotelimmobilien auf 16,7 Prozent. Mehrfachnennungen waren möglich.

Die Stimmung unter den Immobilienfinanzierern im dritten Quartal 2021

Grafik BF.Quartalsbarometer Q3_2021
Bild: BF.direkt AG Der BF.Barometerwert liegt jetzt erstmals seit dem ersten Quartal 2018 wieder im positiven Bereich

Welle notleidender Kredite (NLP) bleibt bislang aus

Die wegen der Coronakrise befürchtete Welle notleidender Kredite (NLP) blieb laut Sebastian bislang aus. „Es ist dennoch unübersehbar, dass die Auswirkungen der Pandemie auf den Finanzierungsmarkt noch prägen. Sie zeigen sich vor allem in einem nach wie vor selektiven Vorgehen der Finanzierer und in einer großen Zurückhaltung bei den Nutzungsarten Hotel und Non-Food-Einzelhandel“, schränkt Manuel Köppel, Finanzchef (CFO) der BF.direkt AG, ein.

Die Margen sind während der Pandemie um rund 40 Basispunkte gestiegen und verharren im dritten Quartal 2021 auf diesem hohen Niveau. Bei der Bestandsfinanzierung betragen die Margen aktuell 158,4 (plus 0,9 Basispunkte), bei den Projektentwicklungen 237 Basispunkte (minus zwei Basispunkte). „Wir beobachten vor allem bei der Finanzierung von Projektentwicklungen viel Bewegung“, sagt Köppel. Auf der Suche nach Rendite fließe viel Kapital auch aus dem Nichtbankensektor in dieses Finanzierungssegment.

Die Loan-to-Values (LTV) und Loan-to-Costs (LTC) sanken im dritten Quartal 2021 leicht. Der LTV bei Finanzierungen von Bestandsobjekten fiel auf 67,1 Prozent (minus 0,5 Prozentpunkte), der LTC von Projektentwicklungsfinanzierungen auf 71,3 Prozent (minus 1,8 Prozentpunkte).

Finanzierer können sich Megatrend ESG nicht entziehen

Im Rahmen einer Zusatzfrage wurden die rund 100 teilnehmenden Finanzierer zu „Green Loans“ (sogenannte Grüne Kredite) befragt. Alle gehen davon aus, dass diese Form der Kreditvergabe stark an Bedeutung gewinnen wird. Einige Teilnehmer attestieren den Green Loans sogar schon heute eine überragende Bedeutung. Als Hauptgründe dafür werden der öffentliche Druck durch den Klimawandel und politische Regelungen auf EU-Ebene genannt. Green Loans werden demnach teilweise von Kunden bereits aktiv nachgefragt, insbesondere von institutionellen Investoren.

„Die Finanzierer können sich dem Megatrend ESG nicht entziehen“, kommentiert IREBS-Professor Sebastian. Ein Teil der Befragten gehe davon aus, dass „nicht-grüne“ Objekte mittel- bis langfristig gar nicht mehr finanziert werden. Auch dürfte die Handelbarkeit von Immobilien immer mehr von „grünen“ Status abhängen. „Ein Teil bietet bereits grüne Finanzierungen an, viele Institute bereiten derzeit vergleichbare Produkte vor“, so Sebastian.

BF.Quartalsbarometer Q3/2021 (pdf)

Quelle: Haufe.de

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