Wohnungsbau-Krise: Kommt das dicke Ende erst noch?

Deutschland gehört zu den Staaten mit dem stärksten Rückgang beim Wohnungsbau in Europa, wie Forscher berechnet haben. Immer mehr Unternehmen geraten in Bedrängnis – selbst konkret geplante Projekte werden gestoppt. Dabei spielt auch die Förderung eine Rolle.

Dramatisch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen durch hohe Baukosten, gestiegene Zinsen und schärfere Anforderungen an die Nachhaltigkeit halten immer mehr Unternehmen vom Wohnungsbau ab. Deutschland gehört zu den europäischen Staaten mit den stärksten Rückgängen, wie Berechnungen der Forschergruppe Euroconstruct zeigen, zu der auch das Ifo-Institut gehört: In 19 untersuchten Ländern erwarten die Experten im Jahr 2025 einen Saldo von knapp 1,6 Millionen Wohnungsfertigstellungen – das wäre ein Rückgang um 14 Prozent im Vergleich zu 2022, während hierzulande das erwartete Minus mit 32 Prozent mehr als doppelt so groß ist.

Für Deutschland prognostizierte das Münchner Institut bereits im Juni die Fertigstellung von 200.000 Wohnungen für das Jahr 2025. Zum Vergleich: 295.000 waren es im vergangenen Jahr. Warum einzelne Länder bei der Entwicklung besser oder schlechter abschneiden, kann laut Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister viele Ursachen haben: Neben der abrupten Zinswende, dem Kostensprung für Bauleistungen und der allgemeinen Verunsicherung bei Bauherren und Käufern über die mittelfristige Entwicklung der Immobilienpreise, spielt auch die Förderung eine Rolle.

Euroconstruct „Europäisches Bauvolumen wird bis 2024 moderat schrumpfen“

Unternehmen: Auch bezahlbarer Wohnraum steht auf der Kippe

Das Düsseldorfer Immobilienunternehmen LEG, zweitgrößter Vermieter in Deutschland, teilte bereits Ende 2022 mit, auf die diversen Krisen mit einer „hohen Kostendisziplin“ reagieren zu wollen: Projektentwicklungen würden gestoppt und Investitionen im Wohnungsbestand minimiert. Der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia kündigte im Februar 2023 an, in diesem Jahr kein neues Wohnungsbauprojekt starten zu wollen – wegen der Zinsen und der hohen Inflation, hieß es. Im Juli schließlich gab einer der größten Player am Münchener Markt, die Sedlmayr Grund und Immobilien AG, bekannt, dass ein Neubauprojekt mit 800 Wohnungen gestoppt wird. Als Grund wurden hohe Baukosten und teure Zinsen genannt, wie unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete.

Laut einer aktuellen Umfrage wollen mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Wohnungsunternehmen und Genossenschaften in Rheinland-Pfalz wegen der schwierigen Marktbedingungen Neubauprojekte zurückstellen – bereits konkret geplante Neubauprojekte würden gestoppt. 40 Prozent der Firmen wollen derzeit grundsätzlich keine Neubauplanungen mehr weiterverfolgen. Auch hier wurden als Hauptgründe die gestiegenen Baukosten und Zinsen, aber auch Lieferengpässe und die unerwartete Änderung von Förderprogrammen angeführt. Befragt wurden die 63 rheinland-pfälzischen Mitglieder des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen und des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft.

Quelle: Haufe.de

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