Nicht nur die hohen Mieten in der Stadt, auch die Aussicht auf den eigenen Garten, Natur und Ruhe treiben derzeit die Nachfrage nach Wohnungen auf dem Land, wie Umfragen zeigen – Makler müssen ihren Radius erweitern. Selbst Bauministerin Klara Geywitz rät zum Umzug.
Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Deutschen hat bereits darüber nachgedacht, aus der Stadt aufs Land zu ziehen. In der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre ist der Anteil mit 65 Prozent am höchsten. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Online-Umfrage von Innofact im Auftrag des Maklerportals ImmoScout24 unter 1.006 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren.
Ruhe, Natur, günstigere Wohnkosten: Makler müssen Radius erweitern
„Seit der Corona-Pandemie beobachten wir auf unserer Plattform, dass die Nachfrage nach Wohnraum sowohl im Umland der Metropolen als auch im weiteren ländlichen Raum anzieht“, sagt Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24. Der Wunsch ist bei Männern (62 Prozent) deutlich ausgeprägter als bei Frauen (53 Prozent).
Für zwei Drittel der Befragten sprechen demnach Ruhe, für knapp zwei Drittel (64 Prozent) die Nähe zur Natur (64 Prozent) und ein eigener Garten (61 Prozent) für einen Umzug in eine ländlichere Region. Für den Umzug aufs Land spricht für zwei Drittel der Befragten der Zugewinn an Ruhe.
Die günstigeren Wohnkosten sind für 54 Prozent ausschlaggebend. Immer mehr Menschen seien gezwungen, den Suchradius zu erweitern und die Metropolen zu verlassen, erklärt Crockford. Während nach Zahlen des Maklerportals im Durchschnitt der sieben Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart die Angebotsmiete für eine Bestandswohnung bei 13,51 Euro pro Quadratmeter liegt, so fällt sie im bundesweiten Durchschnitt mit 8,01 Euro deutlich günstiger aus: Auf 70 Quadratmeter gerechnet, ergibt sich so ein Preisunterschied von 385 Euro pro Monat.
Umzug aufs Land: Pendler in den Blick nehmen
Gesündere Umweltbedingungen, wie zum Beispiel weniger Autoabgase, nennt knapp die Hälfte (41 Prozent) der Befragten als Argument für den Umzug aufs Land. Dafür ist laut Innofact-Umfrage außerdem mehr jeder zweite Deutsche (57 Prozent) bereit, längere Fahrtwege und Pendelstrecken zur Arbeit in Kauf zu nehmen. „Das Deutschland-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr bietet für viele die Möglichkeit, kostengünstiger als bisher zur Arbeit in die Stadt zu pendeln“, so Crockford weiter.
Weniger Einkaufsmöglichkeiten und ein kleineres kulturelles Angebot wie Kino, Museen und Opern sind für knapp die Hälfte der Befragten akzeptabel. Auf Mehrarbeit in der Immobilie oder dem Garten würde sich knapp ein Drittel (31 Prozent) einlassen. Der Abschied von alten sozialen Bindungen wie den Freunden und Nachbarn im bisherigen Wohnort kommt für 29 Prozent in Frage.
Bauministerin Klara Geywitz rät zum Umzug aufs Land
Viele Deutsche sehen gar keine andere Möglichkeit mehr, als in eine günstigere Immobilie zu ziehen, wie eine andere Umfrage zeigt, für die das Ifo-Institut und der Online-Makler Immowelt 12.000 Teilnehmern befragt haben: Hier gaben zwölf Prozent der Umzugswilligen die finanzielle Belastung als wichtigsten Grund für den geplanten Wohnortwechsel an. Laut dieser Studie hat aber das Bedürfnis nach Ruhe und Natur mittlerweile abgenommen gegenüber Umfragen nach Ausbruch der Corona-Pandemie: Kleinere Großstädte und Vororte seien aber nach wie vor gefragte Wohngegenden.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) wiederum will mehr Menschen zum Umzug aufs Land bewegen, um die Wohnungsnot in den Städten zu lindern, wie sie den Zeitungen der „Funke-Mediengruppe“ sagte: „In Deutschland gibt es schätzungsweise 1,7 Millionen leer stehende Wohnungen. Der überwiegende Teil dieser Wohnungen befindet sich in ländlichen Regionen.“ Die Regierung plane unter anderem Verbesserungen beim öffentlichen Nahverkehr – als Beispiel nannte auch die Ministerin das Deutschlandticket – und bei der Digitalisierung.
Quelle: Haufe