Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins so stark erhöht wie seit ihrem Bestehen noch nicht. Führende Fonds- und Maklerfirmen erwarten, dass die Werte von Wohnimmobilien durch steigende Finanzierungskosten massiv unter Druck geraten – von Abschlägen um die 15 Prozent ist die Rede.
Die Immobilienbranche in Deutschland erwartet wegen der jüngsten Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf ein neues historisches Hoch teurere Finanzierungen für Käufer. „In der Folge werden jetzt wohl Zinsen für Immobilienkredite weiter steigen und den Druck auf den Wohnimmobilienmarkt erneut erhöhen“, sagte Oliver Wittke, Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA), am 8. September in Berlin. Auch für den Gewerbeimmobiliemarkt werde es „noch einmal schwieriger“.
„Wir kommen in eine Kaskade, die es der Immobilienwirtschaft immer schwerer macht, durch eigenes Agieren weitere Negativeffekte abzuwehren“, so Wittke: „Es ist die Summe an Verschärfungen, die uns so extrem zusetzt.“
Immobilienwerte unter Druck: Verluste von 15 Prozent?
Der ZIA-Experte verwies auf führende Fonds- und Maklerfirmen, die erwarten, dass durch die gestiegenen Finanzierungskosten vor allem Werte älterer und weniger nachhaltiger Gebäude unter Druck geraten. Den Prognosen zufolge wären Wertverluste von zehn bis 15 Prozent oder sogar mehr zu erwarten. „Damit könnten die Zeiten großer Transaktionsvolumina zu Ende gehen“, sagte Wittke.
Die EZB hat am 8.9.2022 im Kampf gegen die Rekordinflation im Euroraum die größte Zinserhöhung ihrer Geschichte beschlossen: Der Leitzins wurde um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent erhöht.
Auch der Kreditvermittler Interhyp erwartet, dass sich Immobilienfinanzierungen verteuern. Man gehe nach der EZB-Entscheidung von „weiter leicht steigenden Bauzinsen“ in den kommenden Monaten aus, erklärte Mirjam Mohr, Interhyp-Vorständin für das Privatkundengeschäft. „Bis zum Jahresende erwarten wir Zinsen um etwa 3,5 Prozent für zehnjährige Darlehen.“ Die Bauzinsen seien schon in Erwartung einer deutlichen Leitzinserhöhung von ihrem Zwischentief im August von 2,7 Prozent auf derzeit rund 3,2 Prozent geklettert.
Ähnlich äußerte sich Interhyp-Konkurrent Dr. Klein. Die EZB beweise Entschlossenheit, weitere Zinsschritte stünden bevor, sagte Vorstand Michael Neumann. Das setzte die Bauzinsen weiter unter Druck.
Quelle: Haufe.de Onlineredaktion